Ein Traum geht in Erfüllung.

Quelle: Mainpost

Für den Ochsenfurter Geschäftsmann Joachim Beck geht ein Traum in Erfüllung. Seit Jahrzehnten hat er das ehemalige Baywa-Gelände in der Floßhafenstraße im Blick. Und schon immer sah er den Standort als äußerst vorteilhaft für touristische Zwecke an. Fast, unter Bürgermeister Wesselowsky, wären Becks Pläne auch Realität geworden. „Doch die Zeit war noch nicht reif dafür“, sagte er am Dienstagabend im Ochsenfurter Stadtrat, wo er sein nun spruchreifes Vorhaben vorstellte. Ochsenfurt könnte davon „in hohem Maße profitieren“, ist sich Bürgermeister Peter Juks gewiss.

 

Fabrik für Kartoffelflocken

 

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte das Flockenwerk in der Floßhafenstraße zum Stadtbild. Ab 1917 wurden hier Kartoffelflocken produziert. Ende der 1990er Jahre kaufte die Stadt das Fabrikgebäude. Zuerst für rund 600 000 Mark den vorderen Teil, später kam noch der hintere Bereich dazu. Joachim Beck hat die Flockenwerk Immo GmbH gegründet und das ehemalige BayWa Areal gekauft. Später kommt auch noch der städtische Bauhof hinzu. Dies bestätigt Verwaltungsleiter Wolfgang Duscher. Im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzung wurde dem Verkauf einstimmig zugestimmt.

 

 

Nach Informationen dieser Redaktion kauft Beck die Grundstücke für 750 000 Euro. Duscher wollte diese Summe nicht bestätigen, weil er dafür keine Ermächtigung des Bürgermeisters habe. Juks wollte zusammen mit dem Investor in einem eigens dafür vorgesehen Pressegespräch an diesem Donnerstag über den Verkauf informieren.

 

Das Flockenwerk kommt unter die Abrissbirne

 

Becks Pläne für das BayWa-Gelände sind sehr weit gediehen. Noch im Juni möchte er den Bauantrag für ein Hotel mit Café, Konditorei, Bar und einem Veranstaltungsraum einreichen. Das alte Flockenwerk mit seinem markanten Türmchen wird abgerissen. Beck wollte es eigentlich erhalten, weil ihm die Innenarchitektur so gut gefällt. Außerdem ist sein Vater hier geboren. Becks Großvater war nämlich Lagerverwalter bei der BayWa.

 

Auch Becks Architekt, der Eibelstadter Stephan Haas, hätte gerne mit dem Flockenwerk geplant, weil „es stadtbildprägend ist und wie ein Stadttor wirkt“. Aber die Investitionen wären dann zu hoch gewesen. Das Türmchen in der Mitte, das sicherlich gut als Aussichtsplattform hätte eingeplant werden können, stand allen Planungen im Weg. Vor allem für den Veranstaltungsraum hätte alles um den Turm herum geplant werden müssen.

 

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Also hat sich Stephan Haas von der Vorstellung, den Turm zu erhalten, gelöst und fand eine wirtschaftliche Lösung. Es wird ein neues Gebäude entstehen. Eines, dessen Giebel der Ansicht des Flockenwerks nachempfunden wird und der sich mit Balkon zur Altstadtseite öffnet. Im Erdgeschoss wird ein Café mit Konditorei und Eisverkauf und für abends die Hotelbar untergebracht. Haas will das neue „Flockenwerk“ auch etwas weiter zurücksetzen, damit der Platz davor besser zur Geltung kommt und hier Sitzgelegenheiten geschaffen werden können. Alles ist Richtung Main orientiert. Auch die Außengastronomie.

 

Veranstaltungsraum für 368 Personen

 

Das komplette Obergeschoss steht für Veranstaltungen zur Verfügung. Hier entsteht ein großzügiger Raum mit einer Empore, wo die Bühnentechnik ihren Platz findet. Die Bühne wird so gebaut, dass sie im Boden verschwindet, wird sie nicht gebraucht. Der Saal kann durch schalldichte Raumteiler in drei Bereiche unterteilt werden, wobei jeder Abschnitt auch seinen eigenen Zugang bekommt. Insgesamt finden im Veranstaltungsraum 368 Personen Platz. Das Charmante am Konzept ist die Glasfront. Durch sie können die Gäste auf Main und Altstadt blicken.

 

Hinter Café und Veranstaltungshalle wird ein Hotel entstehen. Keines aus Beton. Und keines mit einem rechteckigen Kubus. Architekt Stephan Haas will aus leimfrei hergestellten Massivholzwänden ein Holz-Hotel bauen. Und seine Form mit Vor- und Rücksprüngen den Wellen des Mains anpassen. Jedes der 40 Zimmer bekommt einen Balkon und wird mit einem großzügigen Bad ausgestattet. „Die Zimmer kosten deswegen nicht mehr als anderswo“, sagt Beck. Außerdem soll das Hotel energieautark funktionieren, den benötigten Strom also selbst produzieren. Geheizt wird mit einer Wärmepumpe oder als Alternative auch mit Fernwärme.

 

Zwangloses Chillen am Main

 

„Mit dem Holz-Hotel haben wir ein Alleinstellungsmerkmal hier in Ochsenfurt“, sagt Beck. Der 62 Jahre alte Unternehmer verfolgt die Entwicklung im Maintal sehr genau. „Es muss uns gelingen, mehr von der Mainschleife ans Maindreieck zu verlagern“, sagt er. „Das Potenzial dafür ist auf jeden Fall da.“

 

Café und Hotel werden von Juliane Krüger betrieben. Seit einiger Zeit schon sucht sie nach einer Alternative für ihr Café in der oberen Altstadt. „Die Kombination hat sich erst vor wenigen Wochen ergeben“, sagt Joachim Beck und ist froh über diese „generationenübergreifende Lösung“. Damit aber nicht genug. Zum Konzept gehört auch ein Spielplatz für Kinder und Erwachsene, der zwischen Main und Hotel entstehen soll, und Terrassen, die von der Allgemeinheit zwanglos genutzt werden können. „Zum Chillen oder zum Grillen“, lächelt Beck. Weiter unten am Main, vor dem Festplatz, entstehen Parkplätze. Daneben wird ein dauerhaftes Festzelt aufgestellt, das das Jahr über genutzt werden kann. Einzig die Seitenteile können abgenommen werden, damit das Hochwasser durchfließen kann. „Das ist das, was die Ochsenfurter Vereine brauchen: Sicherheit und Flexibilität“, freut sich Bürgermeister Peter Juks über diese Lösung.

 

Joachim Beck geht das Risiko ein

 

Wieviel Beck in das BayWa-Areal und den Festplatz investieren wird, sagt er nicht. „Das ist schon eine riskante Investition“, sagt er nachdenklich, aber auch mit der unternehmerischen Zuversicht. Wenn alles glatt läuft, soll noch heuer das Flockenwerk abgerissen werden. Das neue Flockenwerk (Beck und Krüger möchten Hotel, Café und Bar weiterhin so benennen) soll dann in einem Zug gebaut und 2018 eröffnet werden.

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